So akzeptieren KonsumentInnen Laborfleisch – GDI veröffentlicht neues Trend-Paper 

Rüschlikon, 4. Dezember 2023. Italien verhängte im November ein Verbot für die Produktion, den Verkauf und den Import von Laborfleisch, was für die Industrie um zellbasiertes Fleisch ein Rückschritt ist. Doch neben der Verfügbarkeit sind Bildung, Information und der Preis ebenfalls essentiell, damit Fleisch aus Zellkulturen in der breiten Bevölkerung akzeptiert und konsumiert wird, so das neue Trend-Paper «Gutes Gewissen aus dem Labor? So steht es um die Akzeptanz von kultiviertem Fleisch» des Gottlieb Duttweiler Instituts (GDI). Eine wichtige Rolle bei der Verbreitung spielen die KonsumentInnen als Innovatoren.

Vorsichtige Prognosen versprechen, dass Fleisch, das aus tierischen Zellen im Labor hergestellt wird, voraussichtlich ab 2030 in Schweizer Supermarktregalen zu kaufen sein könnte. Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung würde es jedoch nicht probieren. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des GDI. 

SchweizerInnen weniger offen für kultiviertes Fleisch

Für 66 % der SchweizerInnen ist es eher unwahrscheinlich, dass sie Laborfleisch probieren würden, so die Umfrage. Nur Insekten und Kaffee aus Pilzen steht die Schweizer Bevölkerung noch misstrauischer gegenüber. Diese würden 72 % bzw. 67 % nicht probieren. Bei CBD- und THC-haltigen Lebensmitteln sind es hingegen nur 42 %.

Im Vergleich zu anderen Ländern sind Schweizerinnen und Schweizer deutlich skeptischer gegenüber kultiviertem Fleisch. So würden 45 % der US-Amerikaner Fleisch aus dem Labor probieren, in der Schweiz sagen das nur 20 %. 15 % sind hierzulande noch unentschlossen. 

Vier Faktoren helfen der Akzeptanz von Laborfleisch

Damit Fleisch aus Zellkulturen in der breiten Bevölkerung akzeptiert wird, braucht es laut den GDI-ForscherInnen Bildung, Information, Verfügbarkeit und einen Preis ähnlich dem von konventionellem Fleisch. Die meisten KonsumentInnen möchten für kultiviertes Fleisch nicht mehr bezahlen als für Fleisch von Tieren. Hier könnte ein Paradigmenwechsel wie die Einführung von True Prices der Verbreitung helfen: durch den Einbezug von sozialen und ökologischen Kosten würde tierisches Fleisch teurer, kultiviertes Fleisch günstiger.

Vorreiter erklären Laborfleisch zum Lifestyle

Aber auch Innovatoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Einführung neuer Lebensmittel auf dem Markt. Diese Vorreiter, meist jung, männlich, gut gebildet, einkommensstark, urban, mit hohem Ernährungswissen, zeichnen sich durch ihre Offenheit für Innovationen und ihre Bereitschaft aus, neue kulinarische Erfahrungen zu machen. 

Fleisch aus zellulärer Landwirtschaft würde so zum Lifestyle einer Avantgarde, die das positive Image und die Lust auf das neue, spannende Produkt zu breiteren Zielgruppen tragen würde.

Um die Kapazitäts- und Preishürden schneller zu überwinden, könnten zuerst hybride Produkte auf den Markt kommen. Sie bestehen aus einer Mischung aus pflanzlichem und kultiviertem Fleisch und kombinieren die Akzeptanz und Verfügbarkeit von plant-based Proteinen mit dem original tierischen Geschmack von Laborfleisch. Sobald kultiviertes Fleisch in grossen Mengen und zu einem erschwinglichen Preis verfügbar ist, dürften die Fast-Food-Ketten zu einem wichtigen Multiplikator des neuen Angebots werden. Und dank flächendeckender Verfügbarkeit von Laborfleisch im Handel werden sich die Menschen an kultivierte Produkte gewöhnen und diese zunehmend als gewöhnlich wahrnehmen. 

Das Trend-Paper «Gutes Gewissen aus dem Labor? So steht es um die Akzeptanz von kultiviertem Fleisch» steht ab 4. Dezember kostenlos unter gdi.ch/novel-foods zum Download bereit. Für Rezensionsexemplare sowie bei Fragen oder Interview-Wünschen stehen wir gerne zur Verfügung.


Medienkontakt  

Franziska Wiesner
Head of Marketing and Communications
GDI Gottlieb Duttweiler Institute
Rüschlikon
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Über das Gottlieb Duttweiler Institut

Das Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) ist der älteste Think Tank der Schweiz. Es erforscht die Zukunft mit Trend-Studien und internationalen Konferenzen, entwickelt Innovationsstrategien und bildet die Führungskräfte von morgen aus. Seine Schwerpunktbereiche sind Handel, Ernährung und Gesundheit. Darüber hinaus ist das GDI mit Sitz in Rüschlikon auch eine Eventlocation für geschäftliche Anlässe. Das unabhängige Institut wird vom Migros-Kulturprozent unterstützt. www.gdi.ch