Sprache: das ultimative selbstregulierende System

Unsere Sprache verändert sich ständig. Trotzdem verursache der konstante Wandel kein Chaos, schreibt der amerikanische Journalist und Autor Lane Greene. Sprache sei das ultimative selbstregulierende System. Doch werden wir in Zeiten von Künstlicher Intelligenz überhaupt noch über Sprache kommunizieren? Das erörtern wir am GDI-Trendtag vom 13. März 2019.
24 Januar, 2019 durch
Sprache: das ultimative selbstregulierende System
GDI Gottlieb Duttweiler Institute
 

Sprache ist eine Kombination aus Wörtern mit Bedeutung und grammatikalischen Regeln. Ein System, das sich ständig ändert. Wir sprechen heute anders, nutzen andere Wörter, als es unsere Eltern taten. «Fräulein» ist eines dieser Worte. Wurde vor fünfzig Jahren jede unverheiratete Frau so angesprochen, gilt das Wort heute als Beleidigung. Ein weiteres Beispiel ist das englische «nice», was ursprünglich «albern» bedeutete, heute aber im Sinne von «nett, freundlich, schön» verwendet wird. Diese semantischen Wandel kamen nicht plötzlich. «Wörter verändern ihre Bedeutung schleichend», erklärt Lane Greene, Journalist und Autor, in seinem Essay «Who decides what words mean».

Aber obwohl sich Sprache ständig verändert, gibt es kein Chaos. Sprache sei das ultimative selbstregulierende System, so Greene. Wörter und Grammatik existierten nicht isoliert voneinander. Ändere sich das eine Subsystem, passten sich die anderen an.

Greene weisst uns daher auf einen Denkfehler hin: «Wir glauben, komplexe Systeme bräuchten ein Management, eine milde, aber bestimmte Ordnungsinstanz.» Aber genau so, wie Marktwirtschaften besser zu sein schienen als Planwirtschaften, seien Sprachen zu komplex und würden von zu vielen Menschen gebraucht, als dass sie sich einer Planwirtschaft unterordnen würden, so Greene.

Der amerikanische Autor ist daher optimistisch: «Auf lange Sicht wird sich unsere Sprache verändern, aber sie wird immer noch gut funktionieren. Sprache ist selbstregulierend. Sprache ist ein geniales System ohne Genie.»

Werden wir Sprache in Zeiten von Künstlicher Intelligenz überhaupt noch benötigen? Das erörtern wir am 15. Europäische Trendtag vom 13. März 2019 mit dem Titel «Beyond Words: Neue Interfaces für eine neue Kommunikation».

GDI Trendtag 2019

Beyond Words: Neue Interfaces für eine neue Kommunikation

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